Meerwasseraquaristik - Holly Aquaristik

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Meerwasseraquaristik

Tipps und Tricks

Meerwasseraquaristik ist ein komplexes Thema, das hier nur angerissen werden kann. Jedem, der sich für die Pflege eines Meerwasseraquariums entscheidet, sollte sich vorher ausreichend mit entsprechender Literatur versorgen und die hier angesprochenen Faktoren durch gründliches Bücherstudium vertiefen.

Hervorragend eignet sich hierfür das Buch „Riffaquaristik für Einsteiger”.
Der Autor D. Knop beschreibt darin ausführlich den Aufbau, die Einrichtung eines Meerwasseraquariums und die Pflege der in Frage kommenden Tiere.

Das Aquarium
Grundsätzlich sollte ein Meerwasseraquarium so groß wie möglich sein, da die relativ große Wassermenge kleinere Pflegefehler leichter abpuffern kann. Es eignen sich ausschließlich Vollglasaquarien. Auf keinen Fall dürfen Becken mit Metallrahmen verwendet werden, da durch die eintretende Korrosion Giftstoffe ins Aquarium gelangen können. Ein Meerwasseraquarium sollte aufgrund des besseren Gasaustausches an der Oberfläche nicht abgedeckt sein.

Das Wasser
Leider ist in den meisten Gegenden das Leitungswasser so schlecht, dass man als Meerwasseraquarianer nicht auf eine Umkehrosmoseanlage verzichten kann. Diese hält neben den Härtebildnern auch die meisten Schadstoffe zurück. Leider benutzen einige Wasserwerke zur „Desinfektion” des Leitungssystems Silikate, die durch eine Umkehrosmose nicht zurückgehalten werden. Diese produzieren im Meerwasseraquarium braune Kieselalgen. Mit Hilfe eines Reinstwassermoduls, das hinter die Osmoseanlage geschaltet wird, kann auch dieses Problem gelöst werden. Der Rückhaltewert einer Osmoseanlage liegt bei 85 - 95 %. Um die Funktion des Gerätes zu überprüfen, sollten der GH-Wert und der Nitratwert des Ausgangs- und des Reinwassers gemessen werden. Die herkömmlichen Tropfentests reichen hierfür völlig aus. Hat man das Glück in einem Gebiet mit unbelastetem Wasser zu leben, kann man auf eine Osmoseanlage verzichten und stattdessen einen Carbonitfilter zur Wasseraufbereitung benutzen. Verdunstetes Wasser muss immer mit Osmosewasser aufgefüllt werden. Noch besser ist die Anreicherung dieses Wassers mit Calcium-Ionen, um den Verbrauch an Calcium durch die Tiere zu kompensieren.

Das Salz
Da sich das Wasser aus Nord- und Ostsee wegen des Verschmutzungsgrades leider nicht für den Einsatz im Aquarium eignet, bleibt also nur das synthetisch hergestellte Meersalz. Dieses sollte so weit wie möglich in der Zusammensetzung mit der Natur übereinstimmen. Qualitativ unterscheiden sich die Produkte namenhafter Hersteller wenig. Für 120 l Wasser benötigt man ca. 4 kg Meersalz. Dadurch wird eine Dichte von 1,024 und ein Leitwert von ca. 50.000 Microsiemens eingestellt, was für fast alle pflegbaren Tiere gute Voraussetzungen schafft.

Die Heizung / Kühlung
Wie auch beim Süßwasser kann man sein Aquarium mit einem normalen Regelheizer erwärmen. Man sollte bei der Auswahl des Gerätes auf volle Eintauchbarkeit achten. Um sich vor Stromschlägen zu schützen, die in einem Meerwasseraquarium viel schlimmere Folgen als im Süßwasser haben können, sollte man zumindest die Heizung immer über einen DI Schalter absichern. Die Temperatur in einem Seewasseraquarium sollte bei tropischen Pfleglingen 22 Grad nicht unterschreiten und darf nicht über 29 Grad steigen. Die Kühlung eines mit HQI-Lampen beleuchteten Aquariums stellt sich im Sommer als schwieriges und teures Problem dar. Steigt die Temperatur eines Aquariums länger als einige Stunden über 29 Grad, muss man ein Kühlgerät einsetzen, um Schäden von den temperaturempfindlichen Tieren fernzuhalten. Bei kleineren Temperaturdifferenzen kann auch mit Lüftern gearbeitet werden.

Das Licht
An tropischen Meeren ist die Intensität der Sonne so groß, dass wir sie nur unzureichend nachempfinden können. Am besten eignen sich hierfür die Halogenmetalldampflampen, sogenannte HQI-Lampen oder T5-Leuchtstoffröhren. Grundsätzlich gilt, dass je höher das Becken ist, auch die Wattzahl der HQI-Brenner steigen muss. Für ein 50 cm hohes Aquarium mit Steinkorallen benötigt man mindestens 150 Watt pro Brenner, bei einem 70 cm hohen Becken können 250 Watt schon viel zu wenig sein. Diverse Lederkorallen und Anemonen lassen sich auch gut unter Leuchtstofflampen pflegen. Die Beckenhöhe sollte aber auf maximal 50 cm beschränkt bleiben. Man benötigt mindestens 4 Leuchtstofflampen bei einem 50 cm tiefen Aquarium. Sollen zusätzlich Blaulichtlampen zugeschaltet werden, eignet sich ein Vorschaltgerät entsprechender Wattstärke, das zusätzlich am Aquarium montiert werden kann.

Die Strömung
Die meisten der von uns gepflegten Wirbellosen entstammen der Gezeitenzone. Sie brauchen daher sehr viel Wasserbewegung. Als Minimum sollte das 10-fache des Bruttobeckenvolumens pro Stunde umgewälzt werden. Viele Tiere fühlen sich allerdings auch bei erheblich stärkerer Strömung sehr wohl. Strömungspumpen können so im Riff eingebaut werden, dass man sie kaum sieht, sie aber mit wenigen Handgriffen zur Reinigung entfernen kann. Benutzt man Schaumstoffpatronen an den Strömungspumpen, erzielt man eine hervorragende mechanische Säuberung des Aquarienwassers. Man sollte bei Unterschrankfiltern auf starke Pumpen im Filterbecken verzichten, um die Kontaktzeit des Wassers im Filter zu verlängern. Niedere Tiere benötigen eine abwechslungsreiche Ausströmung, um optimal zu wachsen.

Die Filterung
Welche Filterungssysteme man im Meerwasseraquarium einsetzt, muss jeder Aquarianer selbst entscheiden. Es mag sein, dass im Laufe des Betriebes ein Filtersystem zusätzlich integriert, (z.B. Nitratfilter), oder auch abgeschaltet werden muss. Es soll hier nur eine Aufzählung einiger der vielfältigen Möglichkeiten erfolgen. Als günstig hat sich ein Filterbecken unter dem Aquarium erwiesen, in das die ganze Technik eingebaut werden kann, z.B. Abschäumer, Kalkreaktor, Nitratfilter. Die sicherste Methode, um das Wasser aus dem Aquarium in das Filterbecken zu befördern, ist eine Bohrung im Aquarium, in die mit PVC-Teilen ein Überlauf eingeklebt wird. Ist das Becken schon in Betrieb, kann man mit Überläufen am Beckenrand den gleichen Effekt erzielen. Das Filterbecken sollte in mehrere Kammern gegliedert sein. In die erste Kammer gehört der Eiweißabschäumer, in die letzte Kammer die Pumpe, die das Wasser ins Aquarium zurückfördert. In die übrigen können die obengenannten Zusatzaggregate eingesetzt werden. Diese Filteranlagen werden von einigen Firmen als Komplettsysteme angeboten.

Die wichtigste Form der Filterung im Meerwasser ist die Eiweißabschäumung. Eiweiß ist der Ausgangsstoff für die Entstehung giftiger Substanzen wie z.B. Ammoniak und Nitrit. Je effektiver ein Abschäumer arbeitet, desto weniger Schadstoffe können sich im Aquarium anreichern. Viele Hersteller bieten für jeden Bedarf und jeden Geldbeutel etwas Passendes an. Auch ein Abschäumer verhindert nicht, dass sich im Laufe des Betriebes Nitrat und Phosphat im Aquarium anreichern. Phosphat lässt sich über einen entsprechenden Filter oder auf chemischem Wege zuverlässig entfernen.
Nitrat sollte aus dem Meerwasseraquarium mittels eines anaeroben Filtersystems, d.h. mit einem biologischen Filter mit extrem geringen Wasserdurchlauf, entfernt werden. Diese Geräte laufen im Bypass der Beckenförderpumpe und können mit Hilfe des Wasserdurchlaufes reguliert werden. Dabei sollte der Redox-Wert mit Hilfe von Messgeräten kontrolliert werden. Alle anderen Wasserparameter sollten wöchentlich kontrolliert und unbedingt auch protokolliert werden.

Niedere Tiere, auch Lederkorallen, verbrauchen Calcium. Im Aquarium sollte deshalb ein Wert von 350 bis 450 mg/l dauerhaft und zuverlässig aufrecht erhalten werden. Am gleichmäßigsten gelingt das mit einem Kalkreaktor. In diesem wird mit Hilfe von CO2 ein pH-Wert kleiner 6 erzielt. Mit der entstandenen Säure wird Calciumcarbonat in Ca+ und HCO3- aufgespalten, welches die Tiere im Aquarium zum Aufbau ihres Skelettes benötigen.
Kalkreaktoren unterscheiden sich qualitativ durch den pH-Wert mit dem das Wasser aus dem Reaktor in das Becken zurückfließt. Preiswerte Reaktoren geben die Calciumlösung mit einem pH-Wert kleiner 7 an das Becken zurück, was für die Stabilität des Milieus nicht förderlich ist und ungewolltes Algenwachstum beschleunigt.
Hochwertige Geräte haben die Möglichkeit zur Ausgasung von überschüssigem CO2 bevor das Wasser in das Becken zurück läuft.

Der Aufbau des Riffs
Die einfachste, aber auch langweiligste Methode ein Riff zu konstruieren, ist das terrassenförmige Aufschichten von Steinen gegen die Aquarienrückwand. Dadurch wird den Fischen viel Raum zum Schwimmen genommen. Besser ist es, mit PVC-Rohren und Kabelbindern oder Plastikschrauben Riffpfeiler, Überhänge und Höhlen zu bauen.
Um den Glasboden vor der Zerstörung zu schützen, sollte als erstes eine passende PVC- Platte ins Aquarium eingebracht werden, auf die dann das Untergerüst des Riffs aus Lochgestein oder totem Korallenmaterial aufgebaut wird. Erst darauf werden die sogenannten lebenden Steine als Substrat für die Niederen Tiere platziert. Lebende Steine bedeutet nicht, dass auf ihnen etwas wächst, sondern es ist das bakterielle Leben in ihnen gemeint, das den Abbau von Schadstoffen im System selbst übernehmen soll. Bodengrund in Form von Korallenbruch oder Calciumcarbonat sollte der Anfänger nur im sichtbaren Bereich des Bodens und dann auch nur so wenig wie möglich einbringen. Die Gefahr von Fäulniszonen ist sonst recht hoch.

Einrichtung und Besatz
Wenn im Becken Osmosewasser eingefüllt, das Salz zugegeben und das Grundgerüst für das Riff eingebaut ist, beginnt für den Aquarianer die schlimmste Zeit: Das Warten.
Das Wasser benötigt jetzt ca. 1 Woche zum "reifen". Filter und Abschäumer, Heizung, bzw. Kühlung müssen jetzt mitlaufen, um die richtige Funktion zu prüfen, bzw. die richtigen Werte einzustellen. Nach dieser einen Woche können die ersten lebenden Steine eingesetzt werden. Das Wachstum der Abbaubakterien beginnt. Es können jetzt Nitritwerte von 7 - 8 mg/l erreicht werden. Ein absolut tödliches Milieu. Die gesamten Wasserparameter müssen jetzt täglich geprüft und notiert werden. Ist der Nitritwert zuverlässig auf unter 0,05 mg/l gefallen, können die ersten Wirbellosen zur Bekämpfung der jetzt beginnenden Algenphase eingesetzt werden. Es eignen sich hierfür z.B. Seeigel, Turboschnecken, Einsiedlerkrebse oder auch Schlangensterne. Klingt die sogenannte Algenphase ab, können die ersten algenfressenden Fische, z.B. Doktor- oder Schleimfische, eingesetzt werden. Die Wasserwerte müssen immer noch täglich überwacht werden. Ist das System „stabil“, können erste sessile Wirbellose eingesetzt werden.

 
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